Magdalena lebt in der Favela Anchieta im extremen Süden der Südzone von São Paulo. An fünf Tagen in der Woche arbeitet sie als Putzfrau im zentral gelegenen, reichen Wohnviertel von Moema. An einem Tag in der Woche hütet sie die Kinder ihrer Nachbarinnen, damit diese ebenfalls fünf Tage arbeiten können. So haben sie sich miteinander organisiert, denn in den wenigen funktionierenden Kinderkrippen haben sie keinen Platz gefunden.
Moema liegt gerade vierzig Kilometer von der Favela Anchieta entfernt. Vierzig Kilometer aber, die extrem verschiedene Welten trennen. Im vergangenen Jahr verzeichnete Moema eine durchschnittliche Lebenserwartung von beinahe 81 Jahren, was in etwa der Lebenserwartung von Deutschland oder Dänemark entspricht. Die Lebenserwartung im extremen Süden der Südzone von São Paulo beträgt gerade 57 Jahre, ein klein bisschen höher als die Lebenserwartung in Somalia. Zwischen Moema und der Favela Anchieta liegen 40 Kilometer Distanz und ein Abgrund von 24 Jahren gestohlenen Lebens. Die im vergangenen Oktober durch das brasilianische Parlament verabschiedete Reform des Pensionssystems legt übrigens 65 Jahre als Mindestalter für den Zugang zu einer Pension fest.
Statistiken reden eine klare Sprache, doch sie verstecken auch die Gesichter hinter den Zahlen. Zahlen schieben wir hin und her, bilden Kurven, analysieren Tendenzen. Aber Gesichter bewegen, wecken Emotionen, Betroffenheit und Empörung.