Favelas: eine schlecht behandelte und verletzte Welt
Mit Nazaré, Jefferson und Buiu laufe ich durch Favelas in der Südzone von São Paulo. Ich kenne all diese Wege und war auf ihnen während vielen Jahren unterwegs. Irgendwie hatte ich mich damals an die Bilder der sozialen Ungleichheit und der gesellschaftlichen Ausgrenzung gewöhnt. Jetzt stehe ich plötzlich wieder auf denselben Wegen und die Bilder lösen in mir ein bitteres Gefühl der Empörung und der Entrüstung aus.
Die Favelas zeigen eine schlecht behandelte und verletzte Welt aus ineinander geschachtelte Baracken bedeckt mit Eternit, manchmal aus gebrannten Bausteinen improvisierte, kleinräumige Häuser, die immer jeden Quadratzentimeter nutzen und wenn immer irgendwie möglich nach oben wachsen, nicht selten mit drei oder vier Stockwerken, die sich irgendwie gegenseitig stützen und aufrecht halten. Hinter den kleinen Fenster leben Familien, die vor Jahrzehnten aus dem Nordosten Brasiliens nach São Paulo migrierten auf der Suche nach Arbeit und Einkommen. Die Favelas sind Sprungbretter, dachten die Menschen, um im unendlich scheinenden Meer der riesigen Stadt ein neues Leben zu beginnen, sich bald irgendwo und irgendwie zu etablieren und so den immer wieder verkauften Traum des besseren Lebens realisieren zu können. Jetzt sind sie bereits in der dritten Generation in São Paulo, sie schuften sich krank und bleiben trotzdem lebenslänglich in der Favela. Die Elendsviertel sind keine Sprungbretter, sondern Sackgassen. Die Menschen sind nicht arm, weil sie für harte Arbeit zu bequem wären, sondern weil ihre Arbeit immer schlechter bezahlt wird, der Arbeitsmarkt immer stärker flexibilisiert wird, die soziale Sicherheit nicht langsam und stetig ausgebaut, sondern systematisch reduziert wird. Die Favelas von heute sind die Sklavenhütten von gestern, die neoliberale Politik der modernisierte Arm alter kolonialistischer Ausbeutung.
Ich selber erlebte noch die Zeit der Hoffnung, als in den anbrechenden Jahren des neuen Jahrtausends soziale Rechte endlich ernst genommen wurden und Teil der nationalen Sozialpolitik waren. Seit sechs Jahren ist dieser brasilianische Frühling vorbei und mit der aktuellen, rechtsextremen Regierung in Brasília ist ein noch vor wenigen Jahren nicht vorstellbarer Tiefpunkt erreicht. Diese Ernüchterung ist auf jedem Schritt durch die Favelas spürbar. Aber nicht nur in den Favelas. Das ganze Stadtbild von São Paulo hat sich verändert. Die Zahl der obdachlosen Familien hat sich vervielfacht, arbeitende Kinder an den Ampeln sind wieder perverse Normalität. Und dieses depressive Klima scheinbarer Ausweglosigkeit übersetzt sich immer wieder in blanke Gewalt: Repression der Militärpolizei als soziale Kontrolle der arm gemachten Menschen, aber auch Gewalt in den Familien gegen Frauen und Kinder.
Nazaré, Buiu und Jefferson: wir geben nicht auf
Gewalt und Ausbeutung, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit sind aber nie das letzte Wort. Das habe ich in all den Jahren von den Menschen der Favelas gelernt. Auch wenn viele aufgeben, auch wenn unzählige an der Gewalt zerbrechen, sich im Rausch des Alkohols ertränken oder im Rauch der Billigdrogen versinken, der Absturz ist nie total. Auf beeindruckende Weise multiplizieren sich immer wieder Menschen, die nicht aufgeben, die insistieren, die nicht loslassen, die sich vereinen, um miteinander das kleine Blümchen der Hoffnung zu pflegen. Nazaré, Buiu und Jefferson gehören zu diesen Menschen. Sie haben das anfängliche Blümchen der in den neunziger Jahren entstandenen Initiativen und Projekte gestärkt. Aus dem Blümchen ist ein Netz aus kleinen Gärten geworden. Darum freut es mich riesig, mit Nazaré, Buiu und Jefferson unterwegs zu sein und hinter den dreien ein grosses Team von engagiert Mitarbeitenden zu wissen.
Nazaré koordiniert die Zirkusschule des Kinderrechtszentrums Interlagos. Unter dem riesigen Zirkuszelt mitten im Stadtteil Grajaú sichert die Zirkusschule einen geschützten Raum für Kinder und Jugendliche. Sie ist Teil des Projektes Netzwerk Kinderrecht, wo Kinder und Jugendliche durch schulbegleitende, sozial-pädagogische Angebote unterstützt selber aktiv werden, soziale und kulturelle Projekte auf die Beine stellen und an der Gestaltung von Veränderungsprozessen mitarbeiten. Sie verändern sich selber, denn sie verlieren Angst, stärken die Wahrnehmung ihrer Potenziale und vor allem gewinnen sie Vertrauen in ihre Gemeinsamkeit. Schritt um Schritt lernen sie selber, was Nazaré, Buiu und Jefferson bereits vorleben.
Capoeira: Instrument der Befreiung
Auch Buiu und Jefferson sind Teil des Projektes Netzwerk Kinderrecht. Buiu koordiniert den Verein Guaraúna und arbeitet vor allem mit Capoeira. Ich frage Buiu kurz nach den Wurzeln von Capoeira und Buiu beginnt wie ein Wasserfall zu erzählen: „Capoeira ist ein afrikanisch-brasilianischer Mix aus Kampf und Tanz, Rhythmus und Musik, Poesie und Improvisation. Capoeira entstand in der Zeit der Sklaverei vor mehr als 400 Jahren. Damals wurden tausende Afrikanerinnen und Afrikaner aus verschiedenen Völkern nach Brasilien geschifft und versklavt. Die Familien wurden systematisch getrennt, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu brechen und die Herrschaft zu erleichtern. Dieses Ziel hat der damalige Kolonialismus erreicht, denn bis heute sind die Folgen der Sklaverei in der brasilianischen Gesellschaft an allen Ecken und Enden spürbar. Aber die Versklavung gelang nicht absolut. Den Menschen gelang es immer wieder, die Ketten der Ausbeutung zu durchbrechen.
Ihre Gemeinsamkeit fanden die Sklaven im Rhythmus ihrer Trommeln wieder. Ihr gemeinsames Kampf- und Körpertraining versteckten sie hinter scheinbar harmlosen Tanz zu den Gesängen, die immer von ihrem Leid und ihren Träumen erzählten. Capoeira war entstanden und ist bis heute eine wirkmächtige Form des Widerstandes. Das wurde vom brasilianischen Staat auch erkannt und irgendwann wurde Capoeira deshalb sogar verboten. Erst 1937 wurde das Capoeiraverbot aufgehoben und seit 1972 ist Capoeira als offizielle Sportart anerkannt und verbreitet sich von Brasilien über die ganze Welt.
Aber für mich bleibt Capoeira viel mehr als ein Sport und wir nutzen Capoeira viel breiter als nur um akrobatische Sprünge zu üben. Capoeira ist aus einem Kontext der Versklavung entstanden. Heute Capoeira zu tanzen heisst immer, für die Befreiung zu üben. Capoeira ist für mich ein Werkzeug der Bewusstseinsbildung, die an unseren eigenen historischen Wurzeln entstanden ist. Ganz am Anfang vom Verein Guaraúna war ich echt alleine. Ich begann mit einer Perkussionsgruppe und versuchte, die Kinder für Capoeira zu gewinnen. Meine ersten Schüler sind heute schon viel besser als ich. Denn ich muss bei den Sprüngen langsamer treten, weil mein Rücken nicht mehr mag. Aber noch viel wichtiger ist, dass aus ehemaligen Schülern ein ganzes Netzwerk von Capoeirainitiativen entstanden ist. Unsere Arbeit konzentriert sich vor allem auf die Favela Cheba, wo Guaraúna entstanden ist, und auf die Favela Anchieta, wo wir intensiv mit dem Aufbau einer Gemeinschaftsstruktur beschäftigt sind. Und weit über diese beiden Favelas hinaus haben wir kleine Capoeiragruppen in mehr als fünfzehn weiteren Favelas. Durch diese gemeinsame Arbeit konnten wir bereits unzählige Jugendliche dem Teufelskreis der Gewalt entreissen. Einst als ausweglos abgeschriebene Jugendliche sind heute wichtige Gemeinschaftsförderer. Und wie gesagt, wir denken viel breiter als nur an Capoeira. Gerade in der Zeit der Pandemie haben wir massiv in die Organisation von Nahrungsmittelpakete für hilfsbedürftige Familien investiert.“
Soziales Long-Covid
Mit der Pandemie hat Buiu ein Stichwort angesprochen, zu dem auch Nazaré unbedingt etwas sagen muss. „Nach zwei Jahren können die Kinder wieder in die Zirkusschule kommen“, erzählt Nazaré mit grosser Freude. „Die Aktivitäten sind wieder voll gestartet. Wir blieben mit den Kindern zwar immer in Kontakt und haben versucht, sie durch Besuche und auch in digitaler Form zu begleiten. Das war aber natürlich nur teilweise möglich. Jetzt sind die Kinder zurück und wir sehen, dass sie sehr stark durch diese schwierige Zeit traumatisiert sind. Sie waren ungeschützt verschiedenen Formen der Gewalt ausgesetzt. Das langsam aufgebaute Vertrauen haben sie oft wieder verloren und wir müssen bei unserer Arbeit oft bei null beginnen. Ganz klar ist, dass mit dem Abklingen der Infektionszahlen die Folgen der Pandemie noch längst nicht vorbei sind. Unzählige Kinder konnten in dieser Zeit nicht zur Schule gehen und gingen auf die Strasse, um das Einkommen ihrer Eltern zu verbessern. Ob sie je wieder in die Schule zurückfinden, ist eine offene Frage. Natürlich werden wir an dieser Frage verstärkt ansetzen, aber die Arbeitslosigkeit ist höher denn je, die soziale Unterstützung des Staates immer prekärer. Damit bleibt auch der Druck hoch, auf der Strasse zu arbeiten um zu überleben. Das heisst, wir werden noch lange mit den Folgen eines sozialen Long-Covid kämpfen“.
Auch Sambamusik macht Veränderungen möglich
„Um in den Favelas erfolgreich arbeiten zu können“, erklärt Jefferson, „brauchen wir das Vertrauen der Menschen. Hilfe, die einfach nur so vom Himmel fällt, kann vielleicht punktuell einen schwierigen Moment überbrücken, sie wird aber nie einen Weg zu nachhaltigen Veränderungen ermöglichen“. Jefferson ist wie Buiu ein Kind der Favelas. Er kennt die Zirkusschule seit der Gründung und weiss, wie wichtig solche Räume für Kinder, Jugendliche und ihre Familien sind. Heute ist Jefferson in der Vereinigung ‚Pagode da 27‘ aktiv. Wichtig zu wissen ist, dass Pagode in Brasilien nichts mit dem Stufendach eines asiatischen Tempels zu tun hat. Pagode ist ein Subgenre der Sambamusik. Aber warum ‚Pagode da 27‘, frage ich Jefferson. „Das ist ganz einfach!“, lacht Jefferson. „Vor vielen Jahren hatten die Strassen und Gassen der Favelas keine Namen. Die wurden einfach nummeriert. Und ich bin an der 27. Strasse aufgewachsen, hier ganz in der Nähe der Zirkusschule. Und auf der Strasse habe ich mit zwei, drei Freunde begonnen Musik zu machen. Unsere Option war eben Pagode. Das ist eine Form von Sambamusik, wird aber nicht in grossen Sambaschulen gespielt und gesungen, sondern im kleinen Kreis. Natürlich gehören die verschiedenen Rhythmusinstrumente dazu, aber kennzeichnend für den Pagode ist der sogenannte Cavaquinho. Das ist eine kleine, viersaitige, ukulelenähnliche Gitarre. Ursprünglich stammt sie aus Portugal, wird heute aber oft die kleine Gitarre aus Brasilien genannt.
Aus den zwei, drei Freunden ist dann eben der Verein ‚Pagode da 27‘ entstanden und heute gehören wir zur kulturellen Identität des Stadtviertels Grajaú. Seit beinahe zwanzig Jahren trifft sich unsere Sambagruppe jeden Samstag, wir komponieren unsere eigenen Lieder und denken in unseren Texten über unsere Wirklichkeit nach. Zu Beginn waren wir immer ganz wenige, doch mit den Jahren ist unser Pagodekreis immer grösser geworden. Bis vor der Pandemie versammelten sich an jedem Samstag gut und gerne an die tausend Menschen und hörten unserer Musik zu. Seit der Pandemie konnten wir uns so nicht mehr treffen. Das war eine harte Zeit und wir haben viel über uns selber nachgedacht.“
Wir lieben Musik, aber möchten mehr als Musik
„Wir sind zum Schluss gekommen“ erzählt Jefferson weiter, „dass Pagode super ist, dass wir auch weiter Sambamusik mit kritischen Texten spielen möchten. Doch Musik nur um der Musik willen ist uns zu wenig geworden. Für uns soll Musik ein Instrument sein, das soziale Veränderungen ermöglicht. Deshalb haben wir den Austausch mit dem Kinderrechtszentrum gesucht. Denn wir machen vielleicht gute Musik, aber mit sozialer Arbeit kennen wir uns nicht aus. Dafür kennen wir die Favela wie unsere Hosentasche. Durch diese Zusammenarbeit ist in den vergangenen Monaten schon echt viel entstanden. Zuerst haben wir eine kleine Fussballschule auf die Beine gestellt. Einen alten, verwahrlosten kleinen Fussballplatz gab es zwar. Aber der war echt verfallen. Eigentlich wäre das Aufgabe der Stadtregierung, solche Fussballfelder zu unterhalten. Aber das kannst du vergessen. So haben wir die Jugendlichen organisiert, um der Stadt eine Reform des Platzes abzuringen. Wir haben eine breite Kampagne gestartet und haben auch selber Hand angelegt. Zusammen mit den Kindern und Jugendlichen haben wir gesäubert und gemalt. Und siehe da: die Stadtregierung hat grünes Licht für ein kleines Fussballfeld mit Kunstrasen gegeben.
Vor wenigen Wochen konnten wir so unsere kleine Fussballschule einrichten.
Das war ein kraftvoller Startschuss, um neue Projekte anzupacken. Jetzt haben wir mit einer Cavaquinho-Schule begonnen. Dabei geht es nicht nur darum, das Spielen auf der kleinen Gitarre zu lernen. Nein, wir produzieren unsere Cavaquinhos gleich selber. Unser Ziel ist es ein Orchester aus 27 selbst gebauten Cavaquinhos mit Kindern und Jugendlichen der Favela zu bilden. Das wäre doch symbolisch eine sehr schöne Botschaft. Daran werden wir in den kommenden Monaten hart arbeiten. Einen Ort haben wir bereits. Im Mai weihen wir das P27-Haus ein. Eben das Haus des ‚Pagode da 27‘. Die Zusammenarbeit mit dem Kinderrechtszentrum ist für uns von grosser Bedeutung. Unsere Arbeit macht für jedes Kind, das so neue Lebensperspektiven findet, einen grossen Unterschied. Mit dem Kinderrechtszentrum haben wir aber gleichzeitig gelernt, unsere Arbeit in einen breiteren Kontext zu stellen, zu verstehen, dass wir den Lauf unserer Geschichte nicht einfach der Zufälligkeit überlassen können. Wir selber müssen Subjekte unserer Geschichte werden. Das hat natürlich auch eine politische Komponente. Wenn die Menschen selber aktiv werden und von den Regierung die Umsetzung ihrer Verantwortung und ihrer Diskurse einfordern, dann kann sehr viel in Bewegung kommen. Und wir haben ja die Kinderrechtskonvention und die Menschenrechtserklärung, die uns klar sagen, dass unser Leben so wie es heute ist, ganz und gar ungerecht ist. Das müssen wir verändern!“.
Die riesige Distanz zwischen Wort und Wirklichkeit
Und wieder hackt Nazaré nach, denn die Menschenrechte sind ihr Thema. „Zum Glück haben wir die Menschenrechtserklärung und die Kinderrechtskonvention. Beides sind globale Dokumente, die sicher die Grundlage menschlicher Würde buchstabieren und uns immer als Referenz für unsere Arbeit dienen. Nur ist die Distanz zwischen den ratifizierten Dokumenten und der im Alltag erlittenen Wirklichkeit wahnsinnig gross. Vor wenigen Tagen zitierte ich bei einem Treffen mit Eltern der Kinder und Jugendlichen, die in der Zirkusschule aktiv sind, aus der Menschenrechtserklärung. Kaum hatte ich den Text fertig gelesen, unterbrach mich eine Mutter und warf Folgendes ein. Immer wenn sie höre, dass jeder Mensch Recht auf ein Leben in Würde, auf Bildung, Gesundheit usw. habe, werde sie traurig. Denn all das sei in ihrem Leben in keiner Weise erfahrbar. Und in diesen Momenten fühle sie sich in ihrem Menschsein verneint, so etwas wie ein Untermensch oder eben kein Mensch“. Nachdem Nazaré kurz nach Worten ringt, holt sie wieder sehr bestimmt aus: „Genau darum geht es bei unserer Arbeit: dieser Abgrund zwischen Wort und Wirklichkeit muss aus der Welt geschafft werden. Jeder Mensch hat ein Recht, Rechte zu haben!“
Alle sind wir Menschen und jeder von uns ist Menschheit, schrieb ich in einem der letzten Rundbriefe. Das stimmt natürlich: theoretisch. In Wirklichkeit teilen wir aber unsere eine Welt in verschiedene Welten auf. Was für uns in der Schweiz als normal und natürlich gilt, bleibt im globalen Süden oft weit entfernte Utopie. Oft denken wir selber diese Unterschiede zwischen Welten sehr hierarchisch: „Ach, die im Süden sind halt noch echt unterentwickelt… das wird noch lange Zeit brauchen, bis sie soweit sind wie wir… und sowieso: wir mussten hart arbeiten, um soweit zu kommen…“ Und vergessen zu oft, dass erst die Ausbeutung des globalen Südens die Privilegien der reichen westlichen Welt ermöglicht. Die soziale Ungleichheit ist keine Frage der zeitlichen Verschiebung von Entwicklungsprozessen, sondern hat ihre Ursache in der Tatsache ungleich verteilter Macht.
Kleine Schritte machen es möglich
Veränderungsprozesse sind möglich: im Leben von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sind sie wahrnehmbar, in Projekten können sie sehr real sein. Solche punktuelle, kleine Veränderungen sind wichtig. Aber um als planetarische Lebensgemeinschaft überleben zu können, brauchen wir mehr. Wir brauchen einen zivilisatorischen Wandel, der die Bedürfnisse aller Menschen in den Vordergrund stellt und eben nicht die Vergewaltigung der Natur und die Ausbeutung der Menschen. Das sehen eigentlich sehr viele Menschen recht schnell und immer klarer ein. Die Hoffnung war durchaus berechtigt, dass die Pandemie als Augenöffner wirken und dieser Wandel endlich breit in Bewegung kommen könnte. Doch die Veränderungsverhinderer sind massiv am Werk. Der grosse Wurf eines zivilisatorischen Wandels wird uns nicht auf Anhieb gelingen. Aber kleine Veränderungen können wir bewegen. Kleine Veränderungen bedeuten nicht automatisch den grossen Wandel. Aber einen breiten Wandel wird es ohne kleine Veränderungen nie geben. Darum lasst uns tun, was wir vermögen und vertrauen, dass aus den vielen Blümchen der Hoffnung ein unendlich farbiger und bunter Garten werde, und aus unserem kleinen, blauen Planeten eine Kugel der Menschlichkeit und des Lebens.