Valquíria, Capoeiraschula Guaraúna:
Ich bin Valquíria, vor wenigen Tagen bin ich siebzehn geworden und lebe mit meinen Geschwistern in der Favela Anchieta. Wir sind auf uns selber angewiesen, denn meine Mutter ist gestorben und mein Vater hat uns verlassen. Im Alltag begegne ich jeden Tag der Gewalt des Drogenhandels, dem sexuellen Missbrauch von jungen Frauen, der häuslichen Gewalt ebenfalls vor allem gegen Frauen und Kinder. All diese Formen der Gewalt sind für mich Zeichen einer in der Favela wahrgenommenen Ausweglosigkeit. Mit meinen Geschwistern versuche ich, all dem zu widerstehen. Mein ältester Bruder ist eine grosse Stütze. Aber richtig Halt haben wir sicher im Projekt der Capoeiraschule Guaraúna gefunden. Sie ist für mich und meine Geschwister nicht einfach eine Freizeitbeschäftigung. Sie bedeutet uns viel mehr. Im Projekt finden wir Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, Rat und Betreuung. Wir spielen, tanzen und machen Musik. Aber vor allem lernen wir, dass es immer Hürden gibt und geben wird. Dass diese aber kein Grund sind, einfach alles fallen zu lassen.
Im Projekt habe ich auch gelernt, dass es für mich und meine Geschwister wichtig ist, in der Schule zu bleiben. Ich bin jetzt in der zehnten Klasse. Es fehlen mir noch gut zwei Jahre bis zum Abschluss. Und ich werde nicht aufgeben, obwohl mich der Alltag immer wieder dazu drängt, irgendeine Arbeit zu finden, um ein bisschen Geld zu verdienen. Doch meine Ausbildung ist mir das Wichtigste. Nur so werde ich meinen Geschwistern wirklich helfen können. Und wer weiss, vielleicht gelingt es uns mit vereinten Kräften unser Zuhause in der Favela zu verbessern, damit wir besser vor Hitze und Kälte, Wind und Regen geschützt sind. Ich bin sehr dankbar, dass mich das Projekt auf meinem Weg stützt und begleitet.