Ruth und Rolf Gloor:

„Wenn man Geld für ein Hilfswerk spendet, ist man immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob das Geld am Bestimmungsort auch wirklich die gewünschte Wirkung erzielt. Unser Besuch hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass sich diese Frage hier nicht stellt. Selten waren wir so einig, dass hier diese Unterstützung wirklich am Ziel ankommt.“

Die spürbare Begeisterung:

„Die Begeisterung der Kinder zu sehen, war für uns eine besondere Freude, was gibt es schöneres als leuchtende Kinderaugen.“

Nachdem unser Besuch in São Paulo bereits für 2020 geplant war, und auf Grund der Coronapandemie zwei Jahre verschoben werden musste, war es diesen Sommer dann endlich so weit. Mit Novo Movimento und Tuto sind wir seit fast 20 Jahren verbunden und unterstützen deren Aktivitäten einerseits privat und andererseits über die Firma Bachema, ein Labor, das im Umweltbereich in der Schweiz tätig ist und über lange Zeit auch ein Zweiglabor in São Paulo betrieben hat. In dieser Zeit waren wir auch oft in São Paulo. Trotzdem waren wir sehr gespannt auf die Situation vor Ort in den Favelas, die wir bisher nur von aussen kannten. Insbesondere wollten wir auch das neue Projekt vom Verein Guaraúna, das sich dem Capoeira verschrieben hat, besuchen. Tuto hatte uns im Vorfeld ein Programm für einen dreitägigen Besuch zusammengestellt.

Um es gleich vorwegzunehmen, es war ein höchst beeindruckendes Erlebnis. Wir wurden mit Herzlichkeit und einem Wohlwollen empfangen, das kaum beschrieben werden kann. Wir spürten eine grosse Dankbarkeit für die Unterstützung und bewunderten das riesige Engagement der einzelnen Verantwortlichen. Besonders beeindruckt hat uns Buiu mit seinem Guaraúna Capoeira Projekt. Wir sind mit ihm zwei Tage durch die Favelas gestreift und haben seine Capoeira Aktivitäten besucht. Dabei konnten wir feststellen, wie gross die Akzeptanz seiner Arbeit in den Favelas ist und wie diese allgemein geschätzt wird von den Erwachsenen und natürlich von den Kindern. Die Begeisterung der Kinder zu sehen, war für uns eine besondere Freude, was gibt es schöneres als leuchtende Kinderaugen. Sie haben uns an der Hand genommen und wollten uns unbedingt ihren Familien vorstellen und ihr Zuhause zeigen. Da haben wir auch begriffen, dass sie auch durchaus stolz sind auf ihre Favela. Wir haben auch gelernt, wie viel mehr Capoeira ist als nur eine Tanzart. Die Kinder sind mit so viel Begeisterung und Hingabe dabei, dass man zum Mitmachen animiert wird. Ruth hat dann auch bereits erste Lektionen von Pamela und Bernardo (Frau und Sohn von Buiu) genossen.

Im zweiten Teil des Besuches waren wir dann noch im Kinderrechtszentrum Interlagos, in der Zirkusschule und bei der Sambagruppe ‚Pagode da 27‘. Auch hier wurden wir überall herzlich empfangen und zu interessanten Führungen eingeladen. Besonders beeindruckt hat uns, dass die Programme und Aktivitäten durchwegs von Leuten vor Ort ausgerichtet werden. Die meisten davon sind in den Favelas aufgewachsen und leben noch heute dort. Sie alle wissen aus eigener Erfahrung, was am Dringendsten gebraucht wird und es scheint ihnen weder an Ideen noch an Projekten zu fehlen. Viele davon haben durch das Kinderrechtszentrum Interlagos Ausbildung und Unterstützung erhalten und sind nun selber aktiv. Das Motto aus den Favelas, für die Favelas oder wie es auf unserem Empfangskuchen in English geschrieben stand: from the ghetto, by the ghetto wird auf eindrückliche Weise gelebt.
Wenn man Geld für ein Hilfswerk spendet, ist man immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob das Geld am Bestimmungsort auch wirklich die gewünschte Wirkung erzielt. Unser Besuch hat uns eindrücklich vor Augen geführt, dass sich diese Frage hier nicht stellt. Selten waren wir so einig, dass hier diese Unterstützung wirklich am Ziel ankommt.