Die ersten drei Monate der rechtsextremen Regierung in Brasilien bestätigen nicht nur die befürchteten Erwartungen, sondern übertreffen die chaotisch ausgemahlten Perspektiven. Die Regierung gleicht einem Irrenhaus, wo religiöse Fundamentalisten mit Diktaturheimwehlern in permanentem Konflikt stehen. Ein Konflikt der systematisch auf dem Rücken der Mehrheit der brasilianischen Bevölkerung ausgetragen wird: Kürzung der während Jahren aufgebauten Sozialpolitik, Auflösung des öffentlichen Rentensystems, systematische Attacke gegen die indigenen Völker und allgemein gegen alle Menschenrechtsorganisationen. Natürlich auch die Landlosenbewegung (Movimento Sem Terra – MST) ist im unmittelbaren Visier der Regierung. Darum ist der Austausch mit Miguel Stedile von grosser Bedeutung: er beleuchtet aus der Perspektive der sozialen Bewegungen den gewaltigen Kontext Brasiliens und ermöglicht einen direkten Einblick in die aktuellen Herausforderungen für die Menschenrechte.