„Ich bin Jefferson Santiago und bin seit der Gründung unserer Sambagruppe Pagode da 27 mit dabei. Unsere Gruppe ist entstanden, weil wir Musik machen wollten, das liegt in unserem Blut. Und das machen wir jetzt seit vielen Jahren. Unsere Musik ist Teil unserer Lebenswelt, sie entsteht nicht einfach in unseren Köpfen. Nein, sie entsteht in der Favela. Dort wo Menschen Zuflucht suchen in ihrem Kampf ums Überleben. Wo tausende Familien auf engstem Raum zusammenleben. In den engen Gassen unseres alltäglichen Lebens entsteht unsere Sambamusik. Im Samba ‚Kinder der Favelas‘ singen wir ja genau das: ‚Favela, Porträt der Wirklichkeit, Wiege der Einfachheit, Ort der Dichter‘. Und damit wir wirklich ein Ort der Dichter werden, lebt unsere Sambagruppe eben auch ihre soziale Verantwortung innerhalb unserer Wohnviertel. Wir können nicht einfach das oft verletzte Leben der Menschen in den Favelas sehen und uns damit begnügen, die Realität in Text und Melodie zu fassen. Dichter beschreiben die Realität immer mit dem Ziel, diese auch zu verändern: menschlicher zu gestalten, mehr Raum für Würde und Gerechtigkeit zu schaffen.
Darum hat unsere Sambagruppe vor gut einem Jahr den Entschluss gefasst, hier in unserer Favela ein soziales Projekt für Kinder und Jugendliche zu starten. Und was machen wir im Projekt? Ja, natürlich Samba. Hoffnung entsteht nicht in der Einsamkeit der sozialen Medien. Und noch weniger im Rausch der Drogen, um der Wirklichkeit der Gewalt zu entfliehen. Hoffnung kann nur Wirklichkeit werden, wenn wir Beziehungen des Miteinanders und der Gemeinsamkeit aufbauen. Und das machen wir mit unserem Samba.
Letztes Jahr sind deshalb Ricardo und Leandro in die Schweiz gereist und haben an der Adventsaktion in Winterthur teilgenommen. Sie haben uns erzählt, dass sie begeistert waren, in den Gottesdiensten der Pfarrei St.Peter und Paul spielen zu können. Das war für die beiden und für uns alle eine unglaublich wichtige Anerkennung. Wir freuen uns riesig an der Tatsache, dass sich Menschen für uns und unsere Musik interessieren. Das gibt unglaublich viel Kraft. Und genau mit dieser Kraft und der durch die Aktion ermöglichten Unterstützung sind wir mit unserem Projekt gestartet. Wir organisieren drei verschiedene Workshops für Kinder und Jugendliche: im ersten bauen wir selber unsere Cavacos (die für die Sambamusik typische, kleine brasilianische Gitarre), dann lernen wir, das Instrument zu spielen, und im dritten machen wir Perkussion. Das ist meine Spezialität. Und es ist unglaublich zu sehen, wie die Kinder den Rhythmus im Blut haben. Und wenn sie trommeln, dann glänzen auch ihre Augen. Genau das wollen wir erreichen: dass ihre Augen glänzen… aber nicht nur beim Sambaspielen, sondern in ihrem Alltag, in ihrem Leben.
Wir sind Euch allen sehr dankbar für die Unterstützung und für die Ermöglichung unseres kleinen Projektes. Wir arbeiten mit enormer Motivation, aber wir sind halt auch nur Musiker. Darum ist es so wichtig, dass uns das Kinderrechtszentrum Interlagos bei unserer abenteuerlichen Reise begleitet. Und das funktioniert bestens. Ich freue mich schon auf den Moment, Euch einen kleinen Film mit unserem ersten Kindersamba senden zu können. Ich hoffe, Ihr habt ein bisschen Geduld. Aber seid gewiss, wir halten Euch über die Entwicklung des kleinen Projektes auf dem Laufenden!“
(tuto)