Genau jene wirtschaftspolitischen Strukturmassnahmen, die Chile seit Ende der Militärdiktatur umsetzt und welche die aktuelle Krise produziert haben, werden jetzt in Brasilien durch die Regierung Bolsonaro radikalisiert durchgeboxt: Abbau des öffentlichen Pensionssystems, Auflösung der in der Verfassung verankerten, verbindlichen Investitionen in Gesundheit und Bildung, Reduktion des Mindestlohnes, Abschaffung der staatlichen Schutzfunktion für Kinder, Frauen und Minderheiten… eine Liste, die noch lange weitergeht. Natürlich hat dieses Programm nicht erst mit Bolsonaro begonnen. Doch er ist heute der Garant, die Formen der Ausbeutung zugunsten des grenzenlosen Gewinnhungers des globalen Kapitalismus zu vertiefen.
Die Konsequenzen sind überall spür- und sichtbar. War Brasilien anfangs des Jahrtausends noch bekannt und respektiert durch die Sozialprogramme, welche Elend und Armut stark reduziert haben, fallen seit 2015 jedes Jahr mehr als eine Million Menschen unter die Armutslinie zurück. Zwischen 2015 und 2018 hat die Zahl informeller Strassenverkäufer um 500% zugenommen.
Der brennende Regenwald Amazoniens ist das Bild, welches die aktuelle Politik Brasiliens zusammenfasst. Und Bolsonaro fügt lakonisch dazu: «Mich interessieren weder die Bäume noch die indigenen Völker. Mich interessieren einzig die Bodenschätze, die im Boden verborgen sind, die wir ausbeuten können um uns zu bereichern». Brasilien als Goldmiene für den Reichtum der Wenigen.